Ovids Verwandlungen, Quelltext vielstimmigen europäischen Erzählens Veränderung, Verwandlung, Gestaltwandel - diese Kernbegriffe beschreiben nicht nur das Programm der in Ovids Metamorphosen versammelten Götter- und Heroengeschichten, sie umreissen zugleich das schöpferische Leben und Fortwirken von Literatur überhaupt. Ovids Werk vergegenwärtigt ein reichhaltiges mythologisches und kulturelles Wissen, dessen Bedeutung in der dichterischen Gestaltung von Transformationen, von Übergängen und des dynamischen Zusammenhangs aller Dinge liegt. Als «carmen perpetuum» betreiben die Metamorphosen die unablässige Neu- und Umgestaltung einer Welt, die im Werden ist, solange über sie Geschichten erzählt werden. Die interdisziplinären Studien dieses Bandes porträtieren Ovids Dichtung in ihrem vielschichtigen Eigenleben wie auch in ihrem künstlerisch produktiven Nachleben. Die Rezeption der Metamorphosen über die Zeiten hin und in die verschiedensten Sprachen, Kulturkreise und Medien hinein zeigt eindrucksvoll, dass dieses Hauptwerk Ovids als Schauplatz und Kompendium einer elementaren künstlerischen Gestaltungskraft erkannt und produktiv aufgenommen worden ist. Verwandlungen sind als das poetische Lebenselixier schlechthin in der europäischen Literatur der Neuzeit erst durch die schöpferische Auseinandersetzung mit Ovid fassbar geworden. Die hier vorgelegten Studien zeigen dies am rhetorischen Bildungsbestand des lateinischen Mittelalters und in der dramatisch-allegorischen Mythenrezeption der europäischen Neuzeit; sie beleuchten die Wirkungsgeschichte der Metamorphosen sowohl in philologischer wie literarhistorischer, in musikdramatischer wie in filmästhetischer Dimension. Das Prinzip der Verwandlung ist denn auch das verbindende Wesensmerkmal all jener Kulturtechniken des Besingens, Erzählens und Inszenierens von Geschichten, die von Ovids Stoffen und Figuren ihren Ausgang nehmen. Beiträge: Henriette Harich-Schwarzbauer/Alexander Honold: Einleitung Bettine Menke: Ovids Echo, die Ver-Antwortung und das Nachleben der Dichtung Barbara Feichtinger: Gewaltvolles Begehren. Eros und Macht in Ovids Metamorphosen im Mittelalter Hélène Casanova-Robin: Metamorphosen und intime Fabel. Pontanos Ovidrezeption in den Eclogen, den Tumuli und in De hortis Hesperidum Stephen Wheeler: Von der Lüge zur Wahrheit. Die Verwandlungen von Ovids Metamorphosen im Mittelalter Seraina Plotke: Verfahren der inventio im spätmittelalterlichen Märe. Von Pyramo und Thisbe, den zwein lieben geschah vil wê Harm den Boer: Ovid und die verspotteten Götter des spanischen Barock Ina Habermann: Wann denkt Shakespeare an Ovid? Alexander Honold: Ariadne und Orpheus. Verwandlungen in Text und Klang Volker Mertens, Gesungene Verwandlungen. Ovids Metamorphosen auf dem Musiktheater Laure Chappuis Sandoz: «Fidèle, originale et élégante ...». Ovid um 1800 - Polemik um Übersetzung und Autorschaft Henriette Harich-Schwarzbauer: Die Metamorphosen in der deutschsprachigen Literaturgeschichtsschreibung (1850-1920) Monika Schmitz-Emans: Variationen über Ovid. Die Ovid-Romane von Vintila Horia, David Malouf, Christoph Ransmayr und Marin Mincu Matthias Bauer: Das A und O der Liebe. Eros, Ironie und Elegie von Ovid bis Antonioni
Veränderung, Verwandlung, Gestaltwandel - diese Kernbegriffe beschreiben nicht nur das Programm der in Ovids Metamorphosen versammelten Götter- und Heroengeschichten, sie umreissen zugleich das schöpferische Leben und Fortwirken von Literatur überhaupt. Ovids Werk vergegenwärtigt ein reichhaltiges mythologisches und kulturelles Wissen, dessen Bedeutung in der dichterischen Gestaltung von Transformationen, von Übergängen und des dynamischen Zusammenhangs aller Dinge liegt. Als 'carmen perpetuum' betreiben die Metamorphosen die unablässige Neu- und Umgestaltung einer Welt, die im Werden ist, solange über sie Geschichten erzählt werden.
Die interdisziplinären Studien dieses Bandes porträtieren Ovids Dichtung in ihrem vielschichtigen Eigenleben wie auch in ihrem künstlerisch produktiven Nachleben. Die Rezeption der Metamorphosen über die Zeiten hin und in die verschiedensten Sprachen, Kulturkreise und Medien hinein zeigt eindrucksvoll, dass dieses Hauptwerk Ovids als Schauplatz und Kompendium einer elementaren künstlerischen Gestaltungskraft erkannt und produktiv aufgenommen worden ist. Verwandlungen sind als das poetische Lebenselixier schlechthin in der europäischen Literatur der Neuzeit erst durch die schöpferische Auseinandersetzung mit Ovid fassbar geworden. Die hier vorgelegten Studien zeigen dies am rhetorischen Bildungsbestand des lateinischen Mittelalters und in der dramatisch-allegorischen Mythenrezeption der europäischen Neuzeit; sie beleuchten die Wirkungsgeschichte der Metamorphosen sowohl in philologischer wie literarhistorischer, in musikdramatischer wie in filmästhetischer Dimension. Das Prinzip der Verwandlung ist denn auch das verbindende Wesensmerkmal all jener Kulturtechniken des Besingens, Erzählens und Inszenierens von Geschichten, die von Ovids Stoffen und Figuren ihren Ausgang nehmen.
Mit Beiträgen von Matthias Bauer, Harm den Boer, Hélène Casanova-Robin, Laure Chappuis Sandoz, Ina Habermann, Henriette Harich-Schwarzbauer, Alexander Honold, Bettine Menke, Barbara Feichtinger, Volker Mertens, Seraina Plotke, Monika Schmitz-Emans, Stephen Wheeler.