Der Schriftsteller Walter Matthias Diggelmann war in den 1960er- und 1970er-Jahren in zahlreiche wichtige Debatten involviert. Er stritt für eine engagierte Literatur, konfrontierte die Schweiz mit ihrer unbewältigten Vergangenheit und solidarisierte sich mit der protestierenden Jugend. Als einer der Ersten verschaffte er Minderheiten, die keine Stimme hatten, Resonanz - unter anderem über audiovisuelle Medien.
Das Buch nähert sich Diggelmann über biografische «Splitter der Erinnerung». Es liefert neue Einsichten in das politische und kulturelle Klima der damaligen Schweiz. Von Zeitgenossen als Nonkonformist bezeichnet, war er ein ausgesprochen nonkonformer Nonkonformist. Sein Beispiel macht deutlich, dass der Linksintellektuelle der 1960er- und 1970er-Jahre viele Rollen kannte. Mal betrat er als kritischer Patriot, mal als anwaltschaftlicher Intellektueller, dann wieder als Schreibhandwerker die «Kampfarena». Diggelmann hat am Aufbau eines «radio engagé» und einer «télé engagée» mitgewirkt und im Zuge der 68er-Bewegung kreative, generationenübergreifende Dialogformen gesucht. Obwohl der Autor aus seiner Sympathie für den Sozialismus kein Geheimnis machte, blieb er, was seine Weltanschauung und sein politisches Programm betrifft, bis zuletzt widersprüchlich.