Money-Kyrle konzeptualisiert seine Erkundungen der inneren Welt auf ganze eigene Weise, im Austausch mit den führenden kleinianischen KollegInnen seiner Zeit, die er seinerseits mit seinen originellen Gedanken inspiriert. Die 1956 veröffentlichte Arbeit »Normale Gegenübertragung und ihre Abweichungen« stellt einen fulminanten Auftakt dar, ein grundlegender Text bis heute. Ihm folgt der Aufsatz über den »Prozess des psychoanalytischen Schlussfolgerns«, in dem er das Konzept der analytikerzentrierten Deutung und auch Teile der Theorie Bions quasi vorwegnimmt. In Arbeiten wie »Größenwahn« und der »Angst vor Verrücktheit« wirkt die tiefe Kenntnis von pathologischen Über-Ich-Strukturen und der Anfälligkeit für totalitäre Propaganda nach.
In diesem Band liegt der Schwerpunkt im Ausloten der unbewussten Phantasien, deren Manifestationen im Alltag zunächst »normal« erscheinen mögen, deren komplexe Abwehr von Begrenztheit und seelischem Schmerz aber entscheidend sind. In seinen Beitrag über die Tätigkeit des Psychoanalytikers eröffnet er u. a. mit seinen vergleichenden Bildern einen gut nachvollziehbaren Einblick, so beispielsweise, wenn er von einem Judas-Anteil in jedem von uns spricht. Anzuerkennen, dass wir das, was wir lieben, in der unbewussten Phantasie zerstört haben, ist Teil der analytischen Arbeit und der Ausgangspunkt von Wiedergutmachungsprozessen.