In den 1920er Jahren produzierten die Brüder Camillo, Cezaro und Alfonso Bialetti in ihren Werkstät-
ten in Norditalien Haushaltsgegenstände. Alfonsos Sohn Renato übernahm den Familienbetrieb
und industrialisierte in den frühen 1950er Jahren die Herstellung von Espressokannen, von denen er
weltweit rund 300 Millionen verkaufte. Der umstrittene Unternehmer stellte immer neue Kopien seines
Produkts her, um die Konkurrenz zu schlagen, und zeigte wenig Interesse, Aufzeichnungen, Proto-
typen und weiteres Archivmaterial aufzubewahren. Angesichts dieser Lücke machte sich der Künst-
ler David Bergé daran, im Umfeld der ehemaligen Fabrik, auf Flohmärkten und in Flagship-Stores
Bialetti-Kannen zusammenzutragen. Mit diesem Buch legt Bergé seine Vorstellung eines mögli-
chen Bialetti-Katalogs vor. Es gibt Einblick in die feinmechanischen Herstellungsprozesse, wobei
es sich auf die Stimmen von Mitgliedern der Industriellenfamilie als auch auf die von früheren
Fabrikarbeiter·innen, Sekretär·innen und Gewerkschaftsvertreter·innen stützt. Bialetti, eine Ikone
des 20. Jahrhunderts, die heute nicht mehr in jeder Küche zu finden ist.
Die Publikation wird gefördert von: The Museum of Anthropocene Technology (MAT), Flanders State
of the Art, Platform 0090, Design Museum Gent, and Photographic Expanded Publishing Athen.
David Bergé, Künstler, lebt in Athen und Brüssel. Seine Arbeiten sind Einladungen an das Publikum,
in Form hybrider und postdigitaler Formate an einer Reise teilzuhaben, an stummen "Walk Pieces",
zeitbasierten Installationen und Schreibprojekten (in gesprochener wie schriftlich-veröffentlichter
Form).