Das neue Buch von Bojana Kunst beschäftigt sich mit dem komplexen Verhältnis zwischen Leben und Kunst und diskutiert dieses insbesondere unter dem Blickwinkel der Sorge. Dabei werden nicht nur die historisch-politischen, sozioökonomischen und ökologischen Hintergründe der gegenwärtigen Debatten um Sorge untersucht, sondern die Autorin streicht auch den ambivalenten Charakter des Sorgebegriffs heraus: Sorge - obwohl unabdingbar für das Zusammenleben unter Menschen und darüber hinaus - kann ebenso sehr Teil von Gewaltverhältnissen oder Gegenstand hohler kapitalistischer Rhetoriken sein, wie sie zur Grundlage für eine Neuerfindung und Neuorientierung von sozialer, ökologischer und mikropolitischer Relationalität werden kann. Der poetisch-imaginativen Kraft der Kunst wächst in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu.
Die Perspektive der Sorge verlangt aber auch nach einer kritischen Befragung der Prägungen der Kunst durch die kolonial-kapitalistische Moderne, in deren Geschichte sie steht. Mehr noch: Sie verlangt nach einer Veränderung der Kunst, wie wir sie kennen, als Teil einer tiefgreifenden Veränderung der Welt, wie wir sie kennen. Das Leben der Kunst diskutiert diese Notwendigkeit in einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit Theorien und Praxen insbesondere aus dem Zusammenhang feministischer und dekolonialer Bewegungen, aber auch mit einer Reihe von konkreten künstlerischen Arbeiten und ihren Effekten.