Kennen Sie Konrad Mautner? Möglicherweise nicht, außer Sie stammen aus der Region Aussee. Wer ist dieser Mann, den man 100 Jahre nach seinem frühen Tod 1924 dort immer noch kennt und verehrt?
Als Sohn eines großen jüdischen Textilfabrikanten hatte er mit seinen drei Geschwistern in Wien ein behütetes Leben in Wohlstand. Im wöchentlichen Salon seiner Mutter lernte er berühmte Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur kennen. Doch Konrad fühlte sich von Kind auf dem Grundlsee, den er als Sommerfrische kennen und lieben gelernt hat, verbunden. Hier fühlte er sich zugehörig, fand lebenslange Freunde und hinterließ mit seinem profunden Wissen um Heimatpflege Spuren wie kaum ein anderer.
Er sammelte leidenschaftlich Lieder und Trachten, hauptsächlich von Gößl am Grundlsee: Sein "Rasplwerk", handgeschrieben und voller Zeichnungen, wurde als erste und wichtigste Dorfmonographie der Volksmusik Österreichs bezeichnet. Hätte Konrad Mautner nicht, was er hörte, aufgeschrieben, wäre heute sicher vieles verloren und vergessen. Seine Trachtensammlung zählte zu den größten des Alpenraums und er beschrieb als einer der Ersten das später so genannte Ausseerdirndl. Es ist sicher mit sein Verdienst, dass in der Region Tracht und Volksmusik einen so großen Stellenwert haben. Erstaunlicherweise gibt es über diesen Mann bis jetzt keine Biographie, was dieses Buch nachholen will. Sie endet auch nicht mit seinem Tod, sondern beschreibt ebenso das Leben seiner Geschwister, seiner Frau und Kinder. In der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, geht es auch um Flucht, "Arisierung" und Restitution, wobei letztere 2021 erfolgte.