Georgi Gospodinov ist nicht nur Bulgariens interessantester Lyriker, er ist - dank seiner zahlreichen Übersetzungen - auch die wichtigste literarische Stimme seines Landes. Dieser erste deutsche Auswahlband versammelt ausgewählte Gedichte aus den bisher vorliegenden Lyrikbänden, vom mehrfach mit Preisen bedachten Debütband "Lapidarium" (1992) bis zu seinem jüngsten Zyklus "Die Sonntage der Welt" (2007), ergänzt um bisher unveröffentlichte Texte.
Die Leser des "Natürlichen Romans" werden einiges an Themen und Motiven wiedererkennen: da gibt es zahlreiche Fliegen, da gibt es das konfliktreiche Feld der ehelichen Treue, aber vor allem konzentriert sich das lyrische Universum von Georgi Gospodinov auf die Kreatürlichkeit unserer Existenz - 'Mit dem Körper will ich beginnen / mit der göttlichen Laune unserer Verschiedenheit' - und infolgedessen auch auf ihre Hinfälligkeit. Das Fest des Lebens geht unmittelbar in ein Totenfest über, dem dieser 'experimentelle Humorist der Verzweiflung' (Jörg Plath) sehr pointierte Beobachtungen abgewinnt.
Zwischen epigrammatischer Kürze und Epistel in Prosa, zwischen Witz und Elegie bewegen sich diese Gedichte, und der Schrecken der Vergänglichkeit, der Geschichte (des Balkans insbesondere) und nicht zuletzt der Liebe wird in ihnen nur mühsam durch eine sehr trockene Komik in Bann gehalten.