Bei einer ausgelassenen Fete begegnen sich Stine, das einfache Mädchen aus der Invalidenstraße, und der junge Graf von Haldern. Stines natürliches, stilles Wesen wirkt auf den kränklichen Waldemar so stark, daß er mit ihr Familie und Heimat verlassen will. Doch Stine weiß es besser.
In der Invalidenstraße 98e steigt wieder mal eine Fete. Der alte Graf und Lebemann hat sich bei der temperamentvollen jungen Witwe Pauline Pittelkow, seinem "Verhältnis", zu einer vergnüglichen Sause angesagt und an diesem Abend seinen Neffen Waldemar mitgebracht. Während es auf berlinische Weise hoch hergeht, die Trinksprüche immer gewagter, die szenischen Einlagen einer urkomischen Vorstadttragödin immer ausgelassener werden, fühlt sich der junge Graf von Haldern von Stines stillem Wesen angezogen. Sie, die gegensätzliche Schwester Paulines, wirkt mit ihrer Natürlichkeit so stark auf den kränklichen Waldemar, daß dieser alle Kraft zusammennimmt und Stine einen Antrag macht. Seine Familie will er verlassen, die Heimat aufgeben und in Amerika eine unabhängige Existenz gründen. Doch das Mädchen weiß, daß es keine Stine von Haldern geben wird. Ihr Nein nimmt dem jungen Mann allen Mut, auch den zum Leben.
»Stine ist eine höchst moderne Person: mit nüchternster Einsicht in die Macht des Alltäglichen und des Banalen über alles Große und Besondere.« Burkhard Spinnen
Herausgegeben von Christine Hehle
Rückseite
Bei einer ausgelassenen Fete begegnen sich Stine, das einfache Mädchen aus der Invalidenstraße, und Graf von Haldern, der seit seiner schweren Verwundung im Deutsch-Französischen Krieg ein zurückgezogenes Leben im Zentrum Berlins führt. Stines stilles, natürliches Wesen wirkt auf den kränklichen jungen Mann so stark, daß er mit ihr Familie und Heimat verlassen will. Doch sie weiß es besser: "Es geht auch drüben nicht."
" Von Handlung, Ueberraschungen etc. keine Spur; nichts von Intrigue, Sensation, Tendenz. Etwas ganz Alltägliches. Das Neue liegt nur darin, wie speziell mein Auge dies Alltägliche sieht. Wollen Sie's darauf hin wagen? Die schönrednerische Novelle stirbt aus [...]; aber es ist möglich, ja gewiß, daß die Majorität der Leser vorläufig noch an der alten Form hängt und die Rücksicht darauf gebietet Ihnen vielleicht ein ,nein'."
Fontane an Joseph Kürschner, den Redakteur der Familienzeitschrift "Vom Fels zum Meer", 6. Juni 1883
Vordere Klappe
In der Invalidenstraße 98e steigt wieder mal eine Fete. Der alte Graf und Lebemann hat sich bei der temperamentvollen jungen Witwe Pauline Pittelkow, seinem "Verhältnis", zu einer vergnüglichen Sause angesagt und an diesem Abend seinen Neffen Waldemar mitgebracht. Während es auf berlinische Weise hoch hergeht, die Trinksprüche immer gewagter, die szenischen Einlagen einer urkomischen Vorstadttragödin immer ausgelassener werden, fühlt sich der junge Baron von Haldern von Stines stillem Wesen angezogen. Sie, die gegensätzliche Schwester Paulines, wirkt mit ihrer Natürlichkeit so stark auf den kränklichen Waldemar, daß dieser alle Kraft zusammennimmt und Stine einen Antrag macht. Seine Familie will er verlassen, die Heimat aufgeben und in Amerika eine unabhängige Existenz gründen. Doch das Mädchen weiß, daß es keine Stine von Haldern geben wird. Ihr Nein nimmt dem jungen Mann allen Mut, auch den zum Leben.
Nachdem große Zeitschriften und selbst die "Vossin" einen Vorabdruck abgelehnt hatten, erschien "Stine" zuerst 1890 in der naturalistischen Wochenschrift "Deutschland". Kurz darauf folgte im Verlag des jüngsten Sohnes Friedrich Fontane die Buchausgabe. Christine Hehle, die Herausgeberin von "Unterm Birnbaum" und "Effi Briest", deren neuartige Kommentare viel beachtet wurden, erörtert an Hand dieses kleinen meisterlichen Romans, wie Fontane die Berliner Topographie der siebziger Jahre in sein imaginäres Fontanopolis verwandelt.
Hintere Klappe
Theodor Fontane
Große Brandenburger Ausgabe
Aufbau-Signet
Das erzählerische Werk
1 / 2 Vor dem Sturm
3 Grete Minde
4 L'Adultera
5 Ellernklipp
6 Schach von Wuthenow
7 Graf Petöfy
8 Unterm Birnbaum
9 Cécile
10 Irrungen, Wirrungen
11 Stine
12 Quitt
13 Unwiederbringlich
14 Frau Jenny Treibel
15 Effi Briest
16 Die Poggenpuhls
17 Der Stechlin
18 Frühe Erzählungen
19 Von, vor und nach der Reise
20 Mathilde Möhring
21 Späte Fragmente
»In "Stine" endet der Sieg des Alltags über das Schicksal noch tödlich; und auf eine eher konventionelle Weise rundet sich damit der Spannungsbogen des Romans.«